Sonntag, 11. November 2012

Besuch in Eisenheim

Ein Gruppe von Studenten aus Weimar zu Besuch bei Roland Günter in Eisenheim

Das Ruhrgebiet hat bereits in den 70er Jahren eine (heute eigentlich unfassbare) Welle von Zerstörungen historischer Bausubstanz erlebt. Historische Arbeitersiedlungen mussten, wie im Falle von Neumühl, scheinbar modernen Satellitensiedlungen und Hochhäusern weichen. Altstädte, wie die von Ruhrort, wurden als unmodern und unhygienisch abgerissen. Auch Eisenheim, der ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets,  hatte man dieses Schicksal zugedacht.

"Sowohl die HOAG, die Stadtverwaltung und die Medien waren entschlossen, die „hässlichen Altbauten“, „Veteranen“ einer „Kolonie-Zeit“ zu beseitigen. Schlagzeilen wie „Hier wird die älteste‚ Kolonie‘ der GHH mit einem Schlage verzaubert. Man wird das alte Eisenheim sozusagen nicht wiedererkennen, wenn alles fertig ist.“ waren als Verheißung gemeint." (Wikipedia Artikel Siedlung Eisenheim

Das erinnert nicht von ungefähr an die Verlautbarungen der Stadt Duisburg zu Bruckhausen und auch der Rest des Ruhrgebiets (und Bürger von Städten weit darüber hinaus) darf es als Drohung auffassen, wenn die Stadt Duisburg von Bruckhausen als "Pilotprojekt" spricht. 

Roland und Janne Günter und ihren Mitstreitern ist es zu verdanken, dass Eisenheim heute noch ein Idyll, Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt und eine lebenswerte Heimat für seine Bewohner ist. In der Folge wurden von Bürgerinitiativen überall im Revier zahllose Siedlungen und damit ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region gerettet. Wie sähe das Ruhrgebiet heute aus, hätte es diese Bewegung und in der Folge die Internationale Bauausstellung Emscher Park nicht gegeben?

Die Stadt Duisburg geht nun mit der Zerstörung Bruckhausens, der Preisgabe der Zinkhüttensiedlung für eine "Investition" und dem "Städtebaulichen Entwicklungskonzept Marxloh" wieder denselben Weg, der seit den 70er Jahren überwunden schien. Mit aller Gewalt will sie die Stadt "umbauen". "Vermögende Düsseldorfer" möchte man in die Stadt holen und in "Problemstadtteilen", sprich in Vierteln, in denen Migranten und ärmere Bevölkerungsschichten leben, abreißen. Gentrifizierung brutal. 

Eisenheim könnte ein Beispiel dafür geben, wie man städtische Qualität gegen den Willen der Regierenden retten kann. Heute besuchte eine Studentengruppe der Bauhaus-Universität Weimar Eisenheim, nachdem sie in den letzten Tagen Bruckhausen und die Max-Taut-Siedlung Am Zinkhüttenplatz besucht hat. In der Max-Taut-Siedlung hat vor einigen Tagen eine Gruppe junger Menschen ein Solidaritätscamp errichtet.

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